le blancHubert le Blanc, Jurist und Liebhaber der Gambe, beobachtet in seinem 1740 erschienenen Werk „VERTEIDIGUNG DER VIOLA DA GAMBA gegen die Angriffe der VIOLINE und die Anmaßung des VIOLONCELLS“ das Ende der Gambenmusik in Frankreich.

Zur Verteidigung ihrer Rechte“ beschreibt er die Vorzüge der Gambe gegenüber die der Instrumente der Geigenfamilie. Durch seine Vergleiche der Gambe zum Cello oder auch der Geige gibt er uns Aufschluss über die Gepflogenheiten von Komposition, Spieltechnik und Instrumentenbau, in Frankreich in den 1730er Jahren.

Er beschreibt den Einzug der italienischen Sonatenform in Frankreich, welche das feine Piècen Spiel der Franzosen niederwalzte.

 

da Gamba

*Die Piècen sein die Poesie der Musik.

da Braccio

*Die Sonate seien die Prosa der Musik.

*„Das Kennzeichen der musikalischen Poesie ist die Melodie. Sie finden sich in allen französischen Gamben und Clavecinpiecen.“ *„Die Domäne der musikalischen Prosa ist die Harmonie.“
*Die Piècen rühren das menschliche Gemüt. *Die Sonaten rufen erstaunen hervor.
*In den Piècen liegt die Nachahmung der Natur und der Ausdruck menschlicher Leidenschaft. *Corelli verlege sich mit seiner ganzen Kraft seines Genies auf die Harmonie. Er hatte nicht das Geringste übrig für figurale Ausschmückungen der Melodie,…“
*Die Piècen haben zu viel ertüfteltes und sind zu feingliedrig dadurch ermüden sie den Zuhörer. *Die Geige mit ihrer Sonate ist geneigt, „…den Zuhörern die Mühe zu ersparen ihre Ohren zu spitzen, verführt aber den Spieler dazu, sich ganz dem Ton hinzugeben, der ihm selber taub macht.“
*Die Gambe wird mit gehobenen Bogen gespielt. „Der Bogen berührt hierbei die Gambensaite wie der Springer die Cembalosaite.“ *Die Violine wird mit liegenden Bogen gespielt. „…nach italienischer Manier, bei denen der Bogen durch gleichmäßige, miteinander verbundene Auf – und Abstriche ins Unendliche fortgesetzte Läufe hervorbringt.“
*„Gambe und Cembalo… verhalten sich mit ihrem dünnen Resonanzboden und ihren feinen Saiten zur Violine und zum Cremoneser Baß (Cello) wie die Glocken der Abtei St. Germain des Prés in Paris zur Glocke der Pariser Schlossuhr.“ *„Violon betrachtet sich im Spiegel und fand seine Saiten Kurz und Dick. Der Bogen griff darauf nur mühsam an… Die außerordentliche Spannung und geringe Länge der Saiten machte ihn kreischend. …Kadenzen konnte man nie so perlend bringen wie auf der Flöte.“
*„Die Glocken der Abtei St. Germain haben ein so entzückendes Summen… Ihr Schlagton steht zum Nebenton in der Quart… Diese Quart ist das Kennzeichen der Glocke von weiblicher Harmonie.“ * „Bei starkrippigen Glocken von schweren Material entsteht als Nebenton gewöhnlich eine kleine Terz.“
*„Die Weibliche Harmonie ist halbrund… Sie hat zwar weniger Stimme, ist aber voll Klang und die leicht zu erregenden Schwingungen ihrer Teile dauern lange an.“ *„Die männliche Harmonie klingt in der Nähe hart, von Ferne rund und wohltönend. Sie geht aus von Körpern, die schwer zum schwingen zu bringen sind.“
*Sie fühlt sich in kleinen Raum wohl.

*Sie ist in großen Konzertsälen zuhause.

Le Bancs Werk ist voll von Vergleichen. Er sieht ein, dass die Violine zeitgemäßer ist und kann den Untergang der Gambe nicht aufhalten. Sein Werk wurde belächelt und erst 10 Jahre nachdem er es verfasst hatte fand er in Holland einen Verleger, der es zum Druck brachte.

Der letzte Absatz seines Büchleins lautet:

Dies alles ist nur zu dem Zweck zusammengestellt, um die Gambe wieder in ihre Rechte einzusetzen, nicht aber um diejenigen, die sie spielen, über die Cellospieler zu stellen. Im Gegenteil, diese letzteren – Bezwinger so ungeheurer Schwierigkeiten, daß es zittern macht, sie vorspielen zu hören – sind sehr achtbare Leute – das muß man zugeben -, nie aber ist ihr Instrument liebenswert.“